Die Krokusse
- die geballte Lebensfreude

Krokusse Krokusse Biene in der Krokusblüte

Als meine Kinder noch klein waren, setzten wir jeden Herbst Blumenzwiebeln und -knollen in die Erde. Die Krokusknollen (ja, Krokusse überwintern in Knollen, nicht in Zwiebeln!) waren auch immer wieder dabei. Wir deckten sie mit der Erde gut zu und stellten uns vor, dass sie den ganzen Winter über schlafen und auf die Frühlingswärme warten. Und wir warteten mit.

Meine beiden Jungs sind schon groß geworden, doch das Schauspiel der Krokusse wiederholt sich jedes Jahr und wir schauen immer wieder zu. Zuerst entdecken wir die spitzen Blätter, die aus der Erde hervorstechen, dann sehen wir die Knospen. Und endlich kommt der schönste Tag, der Tag, an dem die ersten Krokusknospen aufblühen. Da sie sich nur bei Sonnenschein öffnen, ist dieser Augenblick besonders schön. Auch die fleißigen Bienen freuen sich mit uns über die Frühlingsblumen. Wir genießen die ersten Sonnenstrahlen, hören dem Summen der Bienen zu und bewunderten die Schönheit der Krokusse. Wir staunen über die Intensität der Blütenfarben. Lebensfreude pur.

In Bordesholm muss es wohl viele Menschen geben, die die Krokusse ganz besonders mögen. Im Frühling sprießen sie hier überall aus der Erde: in den Vorgärten, in den öffentlichen Grünflächen und im Amtmannspark zwischen der Klosterkirche und dem Bordesholmer See. Leuchtend, bunt und schön wie sie sind, sorgen sie für gute Laune und fröhliche Stimmung.

Der Krokus begegnet uns aber nicht nur in den Gärten und Parks. Aus dem im Herbst blühenden Crocus sativus wird das teuerste Gewürz der Welt, der Safran, hergestellt. Vor allem den Reis- und Fischgerichten verleiht er das ganz besondere Etwas. Und, wie alle Kinder wissen: „Safran macht den Kuchen gel (gelb).“ Als Gewürz soll Safran, der aus den Narben der Krokusblüten zubereitet wird, Vitalität, Sinnlichkeit und Freude steigern. In der Homöopathie wird er ebenfalls genutzt: unter anderem bei Blutungsneigung, starken Stimmungsschwankungen und schmerzhafter Menstruation.

In meiner ersten Erinnerung sind Krokusse keine Gartenblumen, keine Gewürz- und keine Heilpflanzen, sondern Wildblumen. Pflanzen, die seit undenklichen Zeiten im Boden verharren und im Frühjahr eine ganze Bergalm in einen blühenden, bunten Teppich verwandeln. Ich war nur ein paar Jahre alt, als ich sie in den Bergen so wild wachsen sah, aber ich werde diese Krokuspracht nie vergessen.

Die Natur bietet uns eben unvergessliche Augenblicke. Wir müssen nur unsere Herzen und Augen öffnen und unsere Ohren spitzen. Wissen Sie noch, wie zart sich die Weidenkätzchen auf der Haut anfühlen? Nehmen sie es wahr, dass die Frühlingsluft unsere Riechzellen kitzelt? Und wann haben Sie sich das letzte Mal den Geschmack der Wilderdbeeren oder des Sauerklees auf der Zunge zergehen lassen? Sollten Sie den Wunsch verspüren, die Natur mit allen Sinnen zu erleben, dann lade ich Sie herzlich auf meine Wanderungen in der Bordesholmer Umgebung ein.